Ein Quantensprung für den Unterricht
Paulus-Schule setzt voll auf Digitalisierung
Morgens in einer zehnten Klasse der Paulus-Schule. Lehrerin Mareike Betten schaltet den großen Bildschirm ein, eine Tafel gibt es in dem Raum nicht mehr. Während die Schülerinnen und Schüler hereinkommen, spricht sie über Lautsprecher mit denen, die zu Hause sitzen. Nur die Hälfte der Klasse ist anwesend, die anderen sind über Bild und Ton zugeschaltet und sehen, was auf dem großen Bildschirm passiert. Moderner Hybridunterricht nennt sich das.
Unterrichtet wird Religion. „Wofür es sich zu leben lohnt“ stellt Mareike Betten zur Diskussion. Wurden die Antworten vor noch nicht langer Zeit per Kreide an die Tafel geschrieben, so fordert die Lehrerin jetzt ihre Schülerinnen und Schüler auf, die Handys zu zücken, sich in das WLAN der Schule einzuklinken und ihre Antworten direkt als Handy-Voting an das interaktive Display zu senden. Willkommen im Digitalunterricht 2021.
Es sei anfänglich schon eine Herausforderung gewesen, alles im Blick zu haben, räumt Betten ein. Doch wenn man sich an die Technik gewöhnt habe, würde sie vieles erleichtern. Betten kann jetzt Tafelbilder zu Hause vorbereiten, sie dann mit Schülern verändern, speichern und in der nächsten Stunde wieder abrufen. Auch die Schüler im Homeschooling können alles sehen und mitarbeiten. „Mit einer normalen Tafel wäre das nicht möglich.“ Selbst ältere Kollegen, die bald in den Ruhestand gehen, waren deshalb schnell von der neuen Technik überzeugt.
2018 hatte die katholische Oberschule damit angefangen, ihre ersten Kreidetafeln gegen aktive Bildschirme auszutauschen. Für die Umrüstung aller Klassenräume seien damals bis zu acht Jahre eingeplant gewesen, sagt Schulleiter Reinhard Lobmeyer. Der Digitalpakt, aus dessen Mitteln der Schule knapp 161.000 € zur Verfügung stehen, habe es ermöglicht, die Geräte in kürzester Zeit anzuschaffen. In den Osterferien hatte die Firma Albers aus Meppen die letzten 15 von ihnen aufgebaut. 29 sogenannte interaktive Bildschirme stehen jetzt in der Schule. Dazu viele Kameras, neue Netzwerktechnik und einige iPad Klassensätze. „Ein Quantensprung“, sagt Lobmeyer. „Jetzt, wo Corona uns zwingt, in verschiedene Szenarien zu gehen, haben wir die Möglichkeit, den Hybridunterricht mit den Boards zu realisieren. Alle Schüler, die nicht in die Schule kommen, können sich ihrem Klassenraum digital dazu schalten und wie in einer normalen Unterrichtssituation mitagieren,“ schwärmt er. Als die ersten Boards aufgebaut waren und klar wurde, was sie für Möglichkeiten eröffnen, wollten alle Lehrkräfte schnell damit einsteigen, sagte er.
„Bei der Einführung der Smart-Boards war es uns wichtig, dass wir bei Lehrkräften, Schulleitungen und Schülern eine hohe Akzeptanz haben“, sagt Uwe Kathmann, Vorstand der Schulstiftung St. Benedikt in Vechta. „Und als Schulträger sind wir dankbar dafür, dass wir auch als freie Schulen Fördermittel aus dem Digitalpakt bekommen.“
Auch die Schüler freuen sich über die moderne Ausstattung. Präsentationen, Visualisierungen, die Produktion von Podcasts und die Einbindung von Lehrfilmen gestalten den Unterricht deutlich abwechslungsreicher. Auch von zu Hause könne man den Unterricht gut mitverfolgen, sagt Erik aus der zehnten Klasse. Es gebe dort zwar mehr Ablenkungen, aber es sei gut, „dass man mitkriegt, was hier abgeht“. Von zu Hause könne man sowohl mit Mitschülern im Homeschooling als auch im Klassenraum kommunizieren. „Ohne diese Technik wäre es sehr schwer und man bräuchte viel mehr Zeit für alles“, sagt er. „Ich finde die Boards besser als eine normale Tafel,“ fasst sein Klassenkamerad Florian alles zusammen. „Lernen kann ich so besser, da nehme ich mehr auf.“
Ludger Heuer